Kavaliersdelikt?!

Vor einigen Wochen kam die mehr oder minder ernst gemeinte Debatte im Bundestag auf, Unterhaltsprellern mit Führerscheinentzug zu bestrafen, nach Vorbild anderer Länder. Sigmal Gabriel hat diesen Vorstoß von Schwesig noch mal aufgegriffen. Begründung: Unterhaltspreller sind meist männlich, berufstätig und lieben ihr Auto. Ein Führerscheinentzug würde die meisten also genau dort treffen, wo es weh tut. Zu weh anscheinend, denn im Netz wird – vor allem von männlichen Bloggern – dieser Vorschlag abgeschmettert, gar als Erpressung gewertet. (Originaltitel „Recht DURCH Erpressung“) Ähem, was ist Bestrafung denn sonst? Es gilt doch immer: „Wenn du folgendes machst, macht der Staat jenes“. Punkt um, Sinn und Zweck von Gesetzen und Verboten.

Etwas sachlichere Kritik scheint mir, dass ja bei weitem nicht alle Unterhaltspreller einen Führerschein besitzen, bzw. kein Auto haben und der Entzug diese dann nicht bestraft. Was wäre die Alternative? Ich denke jedoch ähnlich wie Schwesig, dass es wohl doch die meisten betreffen würde. Deswegen ist die Empörung ja auch so groß. Naja. Gibt vielleicht auch andere Bestrafungen, ich finde es jedenfalls schon mal gut, dass sich dem Problem gewidmet wird, denn Unterhaltspreller prellen nicht nur ihre Kinder und Ex-PartnerInnen, sondern auch den Steuerzahler im Allgemeinen. Denn wer muss am Ende das Sozialhilfegeld, Schulstartausrüstung, evtl. Arbeitslosengeld etc. bezahlen, auf die geprellte Alleinerziehende Anspruch haben? Klar, der Rest der Gesellschaft.

Ich verstehe also diese ungemein Chauvinistische Haltung vieler Männer nicht, die immer zunächst die alleinerziehenden Mütter hinterfragen: „Ja warum ist sie denn Alleinerziehend?“ „Sicher gibt sie die ganze Kohle für Schuhe aus!“ „Der Staat zieht den Vätern die Hosen runter, wovon soll der denn leben?“ Zu letzterem: Dann müssen halt die Bedarfs- und Eigenbehaltsgesetze geändert werden, aber doch nicht die Pflicht, für das Leben, dass auch die Männer in die Welt gesetzt haben, finanziell Verantwortung zu übernehmen. Wenn ich diese Argumente höre „Ich muss ja auch leben“, könnte ich kotzen. Glaubt ihr, eure Exfrau mit den Gören an der Hacke lebt ein Leben in Freiheit und Luxus? Muss keine Diskriminierungen auf dem Arbeitsmarkt über sich ergehen lassen?
So viele Ärsche lassen ihren eigenen Nachwuchs in die Armut abrutschen und geben dann auch noch der Mutter die Schuld. Sie wollte das Kind, sie wollte das Sorgerecht, also hat sie dafür doppelt und dreifach zu arbeiten, oder was? Meine lieben, man muss kein Biologe sein um zu wissen: 50% von dem Kind ist eures! Mit allen Konsequenzen. Ist da denn gar keine Zuneigung zu eurem eigenen Fleisch und Blut? Kein Gedanke, euer Nachwuchs soll es mal gut haben? Ich verstehe das nicht.

Ich meine, wenn ihr schon kein Bock habt, für das Kind da zu sein, weil es euch überfordert oder ihr nie ein Kind wolltet, dann zahlt dafür, dass wenigstens die Mutter für EUER Kind da sein kann. Oder glaubt ihr, dass es seelisch voll ok ist, Grundschülern einen Hausschlüssel in die Hand zu drücken und zu erklären, wie die Mikrowelle funktioniert, weil Muttern nach 12 Stunden Arbeit erst um 8 nach hause kommt? Ach, ihr findet nicht? Ihr findet, eure Ex soll sich ums Kleene kümmern und nach Schulschluss das Mittagessen auf den Tisch stellen? Dann unterstützt wenigstens finanziell, dass es auch klappt, denn 50% der Alleinerziehenden leben in definierter Armut, d.h. es ist kein Einzelfall EURER speziellen Bitch, die es nicht auf die Reihe kriegt. Das Ganze hat System.

Drehen wir den gesellschaftlichen Spieß doch mal: Stell dir vor, du hast eine Frau geheiratet, die schon früh Karriere gemacht hat. Sie bekommt ein Kind von dir, bleibt das erste Jahr zuhause, will dann aber zurück in den Job, in dem sie viel mehr verdient als du in deinem, bzw. als du Vater wurdest, warst du noch in der Ausbildung/Studium. Ihr einigt euch: Sie geht arbeiten, du kümmerst dich um das Kleine, bleibst zu hause. Doch ihr wird das alles zu viel, sie nimmt einen Job weit weg an und du stehst mit der Kleinen da, drei Jahre aus deinem Job/Ausbildung raus, der Scheidungsanwalt will auch Kohle sehen. Ihr streitet um das Sorgerecht, sie erwirkt, das Kind alle zwei Wochen am Wochenende zu sehen, dafür zahlt sie statt 350€ nuf noch 210€ Unterhalt. Du hast einen 850€ Job und weil du keine fertige Ausbildung hast, musst du dafür 25 h die Woche arbeiten. Aber Kindergarten, Kind und alles zusammen frisst bereits einen großen Anteil, es reicht nicht, um auch noch die Anwaltsschulden abzubezahlen. Du findest einen Job mit 40 h, Mindestlohn, aber da das Kleine inzwischen zur Schule geht und mehr Platz braucht, reicht auch das gerade so für Miete und Kindversorgung – gut, dass die 210€ deiner Ex noch kommen, damit Klassenfahrten, Kindergeburtstage und mal ein Ausflug möglich sind. Doch halt, sie zahlt plötzlich nicht mehr. Deine Ex ist der Meinung, du gibst das Geld nur für Zigaretten, Party und Alkohol aus. Gericht. Du erwirkst einen Teilerfolg, d.h. jetzt kommen schon wieder ein paar tausend Euro Gerichtskosten auf die zu, aber immerhin muss sie wieder zahlen. Moment, es kommt immer noch nichts. Sie hat Revision eingelegt.
So gehen Monate um Monate ins Land, in denen du mehr und mehr Schulden anhäufst und gezwungen bist, neben deinem Vollzeit Packer/Fahrer/Was-auch-immer-job am Wochenende zu kellnern. Sozialamt und Jugendamt verweisen dich auf das Gerichtsurteil und zahlen keine Beihilfe. Du denkst dir: hätte ich meine Ausbildung/Studium mal abgeschlossen, dann könntest ich jetzt viel mehr verdienen. Aber du hast weder die Zeit noch das Geld dazu.
Und dann kommen in der Gesellschaft Fragen auf, ob Unterhaltssprellung schärfer verfolgt werden sollen oder lieber nicht und ob die alleinerziehenden Väter nicht eher lernen sollten, besser mit der Kohle umzugehen. Findet du den Vorstoß, den prellenden Exfrauen irgendein Privileg zu entziehen um sie zum zahlen zu bewegen, immer noch lächerlich?

Ihr Väter in heiler Familie, ihr Männer ohne Kinder, ihr zahlenden und Verantwortung übernehmenden Getrennten: Warum zur Hölle könnt ihr so cool bleiben, wenn eure Kameraden so ne Scheiße bauen? Wie gesagt, sie schaden auch euch. Mit eurem Steuergeld und mit einer Generation Kinder, die es so viel schwerer haben in der Schule und später im Leben: Entweder weil keine Eltern da waren, oder weil das verbliebene Elternteil sich für die Arbeitslosigkeit entscheidet und dem Kind (meist) auch kein Vorbild sein kann. Kinder, die die Trennung und den Streit ihrer Eltern miterleben, haben ein schweres Päckchen zu tragen. Gesund ist das jedenfalls nicht.

Unterhaltsprellung ist kein Kavaliersdelikt. Und ich finde, wer angeblich kein Geld hat, Unterhalt zu zahlen, der hat auch kein Geld, Auto zu fahren. Sei es das eigene oder das der Firma. Ich finde, wer keinen Unterhalt zahlt, hat auch kein Geld in den Urlaub zu fahren. Neben Führerscheinentzug plädiere ich für Ausreiseverbot.Und wenn das jemand als Erpressung sieht: Haha. Tut gefälligst eure Pflicht, einigt euch, seid für eure Gören da, dann wird diese Strafe euch nie betreffen. Denn es sind nunmal auch eure Kinder.

4 Gedanken zu “Kavaliersdelikt?!

  1. „Ich meine, wenn ihr schon kein Bock habt, für das Kind da zu sein, weil es euch überfordert oder ihr nie ein Kind wolltet, dann zahlt dafür, dass wenigstens die Mutter für EUER Kind da sein kann. “

    Sie kauft auf Kredit ein Atelier, das er nie wollte. Warum sollte er dafür zahlen?

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    • Hö? Was für ein Atelier? Was für ein Kredit? Warum bekommt ein unterhaltsberechtigtes Kind ein Kredit für ein Atelier?

      Wir reden von Kindesunterhalt, nicht von den der Exfrauen. Und wenn ER nachweisen kann, dass SIE den KINDESUnterhalt zur Tilgung IHRER Schulden nutzt, kann ER das Geld auf ein nur für das Kind zugängliches Konto/Sparbuch überweisen, bzw. die Sorgerechtsverteilung vor Gericht neu verhandeln – z.b. die hohen Schulden angeben als Grund für Unterversorgung.
      Im übrigen ist es auch dann immer noch dein Kind, das anscheinend hinter den Schulden ansteht und nicht die Versorgung bekommt, die es verdient. Das sollte eher die Sorge sein.
      Schlimm, dass Kinder immer wieder für die Konsequenzen der elterlichen Streitereien tragen müssen, Unterhaltsprellungen hinter solchen fadenscheinigen Argumenten begangen werden, gegenseitigen Schuldzuweisungen etc.
      Peinlich dein Kommentar, aber Trolle gibt es überall.

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  2. Ich kann grad nicht mehr. Vor lachen.

    Du weißt schon, dass ein Kind nicht aus dem nichts entsteht und dass da zwei zu gehören? Und wenn du der Meinung bist, dass man ein Kind einfach unterschieben könne, dann sorry, dazu fällt mir ein:
    Das nächste Mal vorm Poppen kurz Hirn einschalten oder eben Konsequenzen tragen (witzig, du bist doch sicher wegen der Diskussion über Strafe und Konsequenz von Molly (https://vonderuniandenherd.wordpress.com/2016/10/27/von-strafen-und-konsequenzen-ein-paar-gedanken/?c=15342#comment-15342) hier gelandet, richtig?).

    Verhütung ist nicht nur reine Frauensache und wenn du kein Gummi benutzt, gehst auch du ein Risiko ein. Punkt um. 50% deins, gewollt oder nicht, da muss man wirklich kein Biologe sein.

    Um beim Ateliervergleich zu bleiben: Der hinkt nämlich gewaltig, weil sie es nicht einfach „kauft“ (außer beim Menschenhandelsring, aber ich glaube, da wäre Unterhaltsprellung nur die geringste Straftat), sondern wenn Kind=Atelier, dann habt ihr es zusammen gebaut, ihr beide gemeinsam, und dieses Atelier steht auf fremden Grund und ihr müsst Miete zahlen oder so oder es abreißen, also umbringen, aber das wäre Mord …

    Ein Kind mit einem Atelierkredit zu vergleichen, den es einfach nur abzubezahlen gilt, lässt in Abgründe blicken und ist völlig absurd. Ein Kind, auch ein ungewolltes, ist doch nun weit mehr als irgendein Ding in der Welt – zumal es ja auch viel wieder zurück gibt. Ich hoffe wirklich, dass du mich nur etwas trollst. Denn sonst gäbe es da draußen ein ziemlich einsames Atelier. Äh Kind.

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